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Du kennst das Gefühl, wenn das Essverhalten Deinen Alltag bestimmt und Du jede Mahlzeit kontrollieren möchtest? In diesem Artikel erfährst Du, was eine Essstörung wirklich ausmacht, welche Formen es gibt und welche Ursachen und Symptome typisch sind. Gemeinsam schauen wir uns an, wie eine erfolgreiche Therapie aussehen kann und wo Du als Betroffene oder Angehörige weiterführende Informationen findest.

Kurz und knapp

  • Eine Essstörung ist eine ernsthafte Krankheit, bei der Verhalten, Gedanken und Einstellungen zum Essen tiefgreifend gestört sind.
  • Die Hauptformen sind Magersucht, Anorexia Nervosa, Bulimia Nervosa, Ess-Brech-Sucht und Binge-Eating-Störung; Mischformen und weitere Störungen ergänzen das Spektrum.
  • Ursachen finden sich in genetischen, biologischen, familiären und soziokulturellen Faktoren.
  • Symptome reichen von extremem Gewichtsverlust über Essanfälle bis zu körperlichen Folgen wie Adipositas oder Herz-Kreislauf-Schäden.
  • Eine multimodale Therapie (ambulant, teilstationär, stationär) mit Psychotherapie, Ernährungsberatung und ggf. Medikamenten ist der Schlüssel zur Heilung.

Was ist eine Essstörung?

Eine Essstörung ist keine Diät-Mode, sondern eine komplexe Erkrankung, bei der das Verhältnis zum Körper und zum Essen dauerhaft negativ verändert ist. Betroffene erleben einen tiefen Leidensdruck, der sich in Zwangsverhalten, Schuldgefühlen und sozialem Rückzug äußert.

Weltweit sind vor allem junge Frauen und Menschen im Erwachsenenalter betroffen, doch Männer geraten zunehmend ebenfalls in den Kreislauf von Essattacken, Kontrollverlust und Gewichtsverlust.

Frühe Informationen und Diagnostik sind entscheidend, um langfristige gesundheitliche Schäden zu vermeiden.

Welche Essstörungen gibt es?

Magersucht (Anorexia Nervosa)

Bei der Magersucht (Anorexia Nervosa) schränkst Du Deine Nahrungsaufnahme extrem ein, um Dein Gewicht zu reduzieren.

Der Körper wird zum Feind, und der Zwang zur Kontrolle über jeden Kalorienverbrauch bestimmt Deinen Alltag.

Häufig entwickelt sich dabei eine starke Körperschemastörung: Trotz Untergewicht empfindest Du Dich weiterhin als zu dick und meidest soziale Situationen, in denen gegessen wird.

Ess-Brech-Sucht (Bulimia Nervosa)

Die Ess-Brech-Sucht ist gekennzeichnet durch wiederkehrende Essanfälle, nach denen Du durch Erbrechen oder andere Maßnahmen (Abführmittel, exzessiver Sport) versuchst, Dein Gewicht zu halten.

Obwohl Dein Gewicht oft im Normbereich bleibt, trägt die ständige Angst vor Gewichtszunahme zu großem psychischen Stress bei.

Viele Betroffene geraten in einen Teufelskreis aus Heißhungerattacken, Schuldgefühlen und Erbrechen.

Binge-Eating-Störung

Bei der Binge-Eating-Störung verlierst Du zeitweise die Kontrolle und nimmst große Mengen Nahrung auf, ohne im Anschluss gegenzusteuern.

Diese unkontrollierten Essanfälle treten mindestens einmal pro Woche über mehrere Monate auf und werden häufig durch Stress oder negative Gedanken ausgelöst.

Das führt nicht selten zu Übergewicht oder Adipositas und belastet Dich zusätzlich durch starke Schuld- und Schamgefühle.

Wenn Du mehr über Binge-Eating erfahren möchtest, lies hierfür unseren Blog: Binge Eating

Binge Eating » Ursachen & Hilfe bei Gewichtszunahme

Mischformen und weitere Formen

Nicht alle Störungen lassen sich klar einer Kategorie zuordnen – oft mischen sich Merkmale von Anorexie, Bulimia und Binge-Eating.

Darüber hinaus gibt es Esssucht (zwanghafte Gedanken ans Essen), Orthorexie (krankhafte Fixierung aufs „gesunde“ Essen) und das Pica-Syndrom (Verzehr unüblicher Substanzen).

Jeder Verlauf ist individuell unterschiedlich und erfordert eine auf Deine Symptome und Bedürfnisse abgestimmte Therapie.

Solltest Du an einer dieser Krankheiten leiden, suche einen Arzt auf, Essstörungen können mitunter lebensbedrohlich werden

Ursachen von Essstörungen - und wie Du sie vermeiden kannst

Die Entstehung einer Essstörung ist komplex und lässt sich nie auf eine einzelne Ursache zurückführen.

Fachleute gehen von einem multifaktoriellen Modell aus, bei dem biologische, psychische und soziokulturelle Einflüsse zusammenwirken.

  • Biologische Faktoren: Genetische Veranlagung und familiäre Häufung spielen eine Rolle. Auch Stoffwechselbesonderheiten oder ein Ungleichgewicht von Botenstoffen im Gehirn (z. B. Serotonin) können die Anfälligkeit erhöhen.
  • Psychische Faktoren: Ein geringes Selbstwertgefühl, hoher Leistungsanspruch (Perfektionismus), ein starkes Kontrollbedürfnis oder Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation sind häufige Begleiterscheinungen. Oft dienen Essstörungen als Bewältigungsstrategie für innere Konflikte.
  • Soziale & Kulturelle Einflüsse: Das gesellschaftliche Schönheitsideal der Schlankheit, Mobbing-Erfahrungen sowie schwierige Familiendynamiken oder traumatische Erlebnisse (z. B. Missbrauch) können als Auslöser wirken.
  • Diäten: Häufig beginnt eine Essstörung mit einer harmlosen Diät, die durch den körperlichen Hungerzustand und psychischen Druck in ein zwanghaftes Verhalten kippt.

Symptome und Folgen von Essstörungen

Bereich
Symptom
Beschreibung / Folgen
Psychische Symptome
Zwanghafte Gedanken an Essen & Gewicht
Ständige gedankliche Fixierung auf Mahlzeiten, Kalorien und Kontrolle; starke Einschränkung von Konzentration, Alltag und Lebensqualität
Angst vor Kalorien, Schuld- & Schamgefühle
Panik bei „verbotenen“ Lebensmitteln, intensive Schuldgefühle nach Abweichungen, kompensierendes Verhalten wie Hungern oder Erbrechen
Sozialer Rückzug & Stimmungsschwankungen
Vermeidung gemeinsamer Mahlzeiten, Isolation, Wechsel zwischen Traurigkeit, Gereiztheit, Antriebslosigkeit und depressiven Episoden
Körperliche Folgen
Gewichtsverlust oder starkes Übergewicht
Untergewicht belastet Organe und Immunsystem, Essanfälle können zu Adipositas führen; erhöhtes Risiko für Diabetes und Fettleber
Herz-Kreislauf-Probleme, Osteoporose, Muskelschwund
Elektrolytstörungen verursachen Herzrhythmusstörungen; Knochen- und Muskelabbau erhöhen das Verletzungsrisiko
Hormonelle Störungen
Amenorrhoe bei Frauen, Libido- und Potenzprobleme bei Männern; mögliche dauerhafte Einschränkung der Fruchtbarkeit
Begleiterkrankungen
Depression, Angststörungen, Sucht
Häufige Komorbiditäten wie depressive Episoden, Panikattacken oder Substanzmissbrauch erschweren die Therapie
Erhöhtes Suizidrisiko (v. a. Anorexie)
Lang anhaltender psychischer und körperlicher Extremstress steigert das Suizidrisiko deutlich

So kannst Du überprüfen, ob Du eine Essstörung hast

  • Gewichts­check
    • Ermittlung Deines Body-Mass-Index (BMI)
      • BMI < 17,5 (oder < 85 % des Idealgewichts) → Hinweis auf Magersucht
      • BMI > 30 (oder > 120 % des Idealgewichts) → Hinweis auf Adipositas/Binge-Eating
  • Gesundheits­screening
    • Blut­werte (Elektrolyte, Nährstoffmangel)
    • EKG (Herz­funktion)
    • Hormon­status (z. B. Geschlechts­hormone, Stress­hormone)
  • Kurz­screening Essmuster
    • Fragebogen wie SCOFF (5 kurze Fragen zu Essverhalten und Gewicht)

Mit unserem BMI-Rechner kannst Du ganz einfach Dein Idealgewicht berechnen: BMI-Rechner

So therapierst Du eine Essstörung

Die Behandlung von Essstörungen erfolgt meist multimodal, das heißt, sie kombiniert verschiedene therapeutische Bausteine.

Abhängig von der Schwere der Symptomatik wird zwischen ambulanten, teilstationären und stationären Settings unterschieden.

Ambulante Therapie

Die ambulante Behandlung ermöglicht es den Betroffenen, in ihrem gewohnten sozialen Umfeld zu verbleiben.

  • Psychotherapie: Im Zentrum stehen Verfahren wie die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) oder tiefenpsychologische Ansätze.
  • Ernährungsberatung: Fachkräfte unterstützen beim Wiederaufbau eines normalen Essverhaltens und der Gewichtsstabilisierung.

Tagesklinische Behandlung (Teilstationär)

Dieses Setting bildet die Brücke zwischen ambulanter und stationärer Therapie.

Die Patienten verbringen den Tag in der Klinik, schlafen aber zu Hause.

  • Therapeutische Essbegleitung: Begleitete Mahlzeiten helfen, Ängste direkt beim Essen abzubauen.
  • Struktur: Feste Therapiezeiten geben dem Alltag Halt.

Stationäre Therapie

Eine Aufnahme ist indiziert bei kritischem Untergewicht, Suizidalität oder wenn ambulante Maßnahmen nicht ausreichen.

  • Medizinische Überwachung: Vitalwerte und Laborwerte werden engmaschig kontrolliert.
  • Multiprofessionelles Team: Intensive Betreuung durch Ärzte, Psychologen und Spezialtherapeuten rund um die Uhr.

Pharmakologische Unterstützung

Medikamente dienen in der Regel nur als Ergänzung zur Psychotherapie.

  • Antidepressiva: Wirkstoffe wie SSRI können helfen, Essanfälle zu reduzieren und die Stimmung zu stabilisieren.

Einbeziehung des sozialen Umfelds

Da Essstörungen das gesamte Umfeld betreffen, ist die Einbindung von Angehörigen essenziell.

  • Familientherapie: Hilft, ungünstige Interaktionsmuster aufzulösen.
Tipp: Eine enge Absprache zwischen ambulanten und stationären Angeboten sowie Deinem Hausarzt oder Psychiater sorgt für einen nahtlosen Verlauf und mindert Rückfallrisiken.

Du leidest an einer Essstörung?

Oder bist unabhängig, unzufrieden mit Deinem Gewicht?

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FAQ

Wann sollte ich bei Verdacht Hilfe suchen?

Suche spätestens dann Hilfe, wenn unkontrollierter Gewichtsverlust, wiederkehrende Essattacken oder starker Kontrollverlust Dein Leben bestimmen. Auch erste körperliche Warnzeichen wie Schwindel oder Ausbleiben der Regelblutung sind Alarmsignale. Je früher Du handelst, desto besser stehen die Chancen auf eine schnelle Heilung.

Wie läuft die Diagnose ab?

Die Diagnostik beginnt mit einem ausführlichen Gespräch und standardisierten Fragebögen (z. B. SCOFF). Anschließend werden Dein BMI ermittelt und körperliche Untersuchungen (Labor, EKG, Hormonstatus) durchgeführt. Abschließend erfolgt die Einordnung nach ICD-10 und DSM-5, um die genaue Form der Störung festzulegen.

Welche Therapie passt zu mir?

Leichte Störungen werden meist ambulant mit Einzel-/Gruppentherapie und Ernährungsberatung behandelt. Mittelschwere Verläufe profitieren tagesklinisch von strukturierter Essbegleitung und Gruppenprogrammen. Schwere Fälle erfordern oft eine stationäre Betreuung mit 24-Stunden-Überwachung und multimodaler Therapie.

Kann ich mich selbst unterstützen?

Ja: Nutze Selbsthilfegruppen oder Online-Foren für Austausch und Motivation. Führe ein Essprotokoll und übe Achtsamkeit, um Auslöser zu erkennen. Stärk Dein Selbstwertgefühl durch positive Selbstgespräche und soziale Aktivitäten.

Wie hoch ist die Rückfallgefahr?

Ohne kontinuierliche Nachsorge und Behandlung ist das Rückfallrisiko hoch – Studien sprechen von etwa 30 %. Regelmäßige Therapiesitzungen, Selbsthilfe-Rituale und ein starkes soziales Netzwerk senken das Risiko deutlich.