Probiotika zum Abnehmen » Der optimale Abnehmhelfer?

INHALTSVERZEICHNIS:

Den Begriff „Probiotika“ kennen die meisten von uns aus der Joghurtwerbung. Dort werden Probiotika zum Abnehmen und für die Darmgesundheit propagiert. Was aber verbirgt sich hinter dem Begriff? Und hilft ein Probiotikum beim Abnehmen?

Wie effektiv sind Probiotika zum Abnehmen wirklich?

Zunächst einmal: Unter Probiotika verstehen wir eine aus vielen Milchsäurebakterien bestehende Zusammensetzung von Mikroorganismen. Probiotika sind also lebende Organismen, die in unserer Darmflora vorkommen. Aber wie helfen diese Probiotika beim Abnehmen und tun sie das wirklich?  

In unserem Darm befinden sich unzählige Darmbakterien, die den komplexen Vorgang der Verdauung bewerkstelligen. Die meisten dieser Bakterien sind also überaus nützlich. Sie lassen sich in zwei Gruppierungen einteilen, die Bacteroidaceae und die Firmicutes - zu letzteren zählen auch Milchsäurebakterien. 

Einige wissenschaftliche Studien konnten nun einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Bakteriengruppierungen und unserem Körpergewicht nachweisen (1). So stellte man in den Studien fest, dass übergewichtige Menschen eine andere Darmflora haben als normalgewichtige und die Bakterien der Gruppe Firmicutes überwiegen.

Wissenschaftler nahmen im Tierversuch nun einen Austausch von Darmbakterien bei übergewichtigen und normalgewichtigen Mäusen vor (2) und stellten fest, dass die normalgewichtigen Mäuse nach dem Austausch schnell an Gewicht zulegten. Dass es also einen Zusammenhang zwischen unserer Darmflora und unserem Gewicht gibt, konnte in diesem Versuch unterstrichen werden. 

Eine gesunde Darmflora hat also einen entscheidenden Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Gewicht. Die Wissenschaft hat nun auch den Einfluss von Probiotika auf die Darmflora untersucht. (3) In einem Versuch nahmen Probanden über einen Zeitraum von vier Wochen zusätzliche 1000 Kalorien pro Tag zu sich.

Die eine Gruppe bekam zusätzlich Probiotika, die andere ein Placebo. Es stellte sich tatsächlich heraus, dass die Probanden, die Probiotika zu sich nahmen, weniger Gewicht zunahmen als die mit den Placebos (4) Das wies auf, dass Probiotika durchaus einen positiven Einfluss auf die Gewichtszunahme haben.

Allerdings ist der genaue Einfluss von Probiotika auf die Gewichtszunahme nach wie vor umstritten. Es gibt bislang keine wissenschaftlich fundierten Ergebnisse dazu, wie und ob die Probiotika alleinig einen Einfluss auf unser Gewicht haben können und in welchem Ausmaß Probiotika präventiv gegen eine Gewichtszunahme wirken können. 

Wissenschaftlich bewiesen ist hingegen, dass Probiotika einen positiven Einfluss auf die Darmflora an sich haben und sich präventiv gegen systemische Entzündungsvorgänge dort auswirken. Aber in welcher Art sie mit einer Gewichtszunahme bzw. Gewichtskontrolle korrelieren, bleibt am Ende des Tages mit einem Fragezeichen versehen. 

Wir von Jan Bahmann können und wollen daher keine Aussage zu Probitotika als Abnehmhelfer geben. Sicherlich sind sie Deiner Gesundheit zuträglich, aber ob sie deswegen ein Abnehm-Mittel sind, wagen wir zu bezweifeln. 

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Und der vor allem eine ausgewogene, gesunde Ernährung ohne zusätzliche Nahrungsergänzung, Pillen oder Pulver ermöglicht. 

Kann eine unausgeglichene Darmflora zu Gewichtszunahme führen?

Wie bereits zu Anfang erwähnt, gibt es zwei Bakteriengruppierungen, die Bacteroidaceae und die Firmicutes. Bei übergewichtigen Menschen konnte ein höherer bzw. zu hoher Anteil an Firmicutes nachgewiesen werden. Dominieren bei normalgewichtigen Menschen die Bacteroidaceae, so sind es bei adipösen Personen hingegen die Firmicutes. (1) 

Bei manchen Testpersonen war dieses Verhältnis so stark verschoben, dass im Darm bis zu 2.000 Mal mehr Firmicutes nachgewiesen werden konnten. 

Ein Übergewicht an Firmicutes wirkt sich, das konnte nachgewiesen werden, unmittelbar auf den Energiestoffwechsel aus. Die Darmflora übergewichtiger Menschen produziert so deutlich mehr Enzyme, die nicht oder schwer verdauliche Kohlenhydrate aufspalten können. Damit ziehen die Firmicutes-Bakterien wesentlich mehr Energie aus ihrer Nahrung als die Bacteroidaceae. 

Das Ganze hat einen evolutionären Hintergrund: Je effizienter unserer Vorfahren Nahrung verwerten konnten, desto besser war ihr Überleben gesichert. Denn hochkalorische Nahrung war nicht immer und überall verfügbar und der Körper musste lernen, damit gut zu haushalten und auch noch die letzten Kalorien aus der Nahrung zu extrahieren. 

Heute stellt die übermäßige Besiedelung des Darms mit den Firmicutes hingegen ein Problem dar. Je mehr Kohlenhydrate, vor allem je mehr einfache Kohlenhydrate wie Zucker oder Weißmehlprodukte, dem Körper zugeführt werden, desto aktiver vermehren sich die Firmicutes-Bakterien und desto mehr können die folglich bewirken, dass der Körper Kalorien einspeichert.

Im Gegensatz dazu besitzen die Bacteroidaceae die Eigenschaft, unverbrauchte Kohlenhydrate aus dem Darm zu transportieren. Der Stuhl normalgewichtiger Menschen hat so beispielsweise auch einen deutlich höheren Kaloriengehalt.

Damit ist die Darmflora tatsächlich ein Einflussfaktor darauf, ob wir Kalorien einspeichern oder gut verwerten können. 

Die häufigsten Bakterienstämme in der Darm-Mikrobiota

Hier eine kurze Übersicht über die häufigsten in der Darmflora vorkommenden Bakterienstämme:

  1. Firmicutes: Sie zählen zu den „guten“ Bakterien und sind gute Nahrungsverwerter, sprich, sie sorgen dafür, dass möglichst alle zugeführten Kalorien dem Körper erhalten bleiben. Es gibt einige Untergattungen von ihnen - Clostridium, Eubacterium, Faecalibacterium, Lactobacillus, Roseburia, Ruminococcus. 
  2. Bacterioidaceae: Auch sie zählen zu den „guten“ und damit nützlichen Darmbakterien und können sowohl anaerob als aerob überleben. Sie gelten als schlechte Nahrungsverwerter und sorgen dafür, dass ein Teil der zugeführten Kalorien unverwertet wieder ausgeschieden wird. Sie bauen Ballaststoffe ab und haben ebenfalls einige Untergattungen: Bacteroides, Prevotella, Xylanibacter.
  3. Actinobacteria: Sie gedeihen unter verschiedenen Sauerstoffmilieus, von aerob bis anaerob und können Endosporen bilden. Sie sind unser Hauptproduzent von Folat und damit für unsere Gesundheit äußerst wichtig. Folat nämlich hat einen wichtigen Einfluss auf unsere Zellerneuerung. 
  4. Proteobacteria: Sie entstehen durch eine gemischte Säuregärung von Essigsäure, Milchsäure und Bernsteinsäure und spielen eine große Rolle bei der Verdauung von Lebensmitteln. 

Auch wenn uns das Wort Bakterien etwas Unhygienisches und Schlechtes impliziert, sind die genannten Bakterien tatsächlich wichtig für die gesunde Funktion unseres Darms

Probiotika: Was passiert nach der Einnahme im Körper? 

Probiotika wirken als lebende Organismen auf unsere Darmflora ein. Entsprechend beeinflussen sie das Verhältnis intestinaler Keime, im Idealfall so, dass daraus positive Effekte für den Organismus resultieren. 

Allerdings werden Probiotika nicht von allen Menschen gleich gut vertragen. Wie nützlich und verträglich sie sind, kommt auf den jeweiligen gesundheitlichen Zustand des Menschen und dessen Darmflora an. So kann es nach der Einnahme von Probiotika auch zu Blähungen, Durchfall oder Verstopfung kommen.

Probiotika bringen nämlich zunächst die Darmflora und das dortige Bakterienmilieu durcheinander. Das muss sich folglich neu ordnen. Bis es sich mit den zusätzlich zugeführten Probiotika wieder reguliert hat, kann es zu Beschwerden kommen. 

Probiotika zum Abnehmen: Warum sie keine schnellen Wunder bewirken

Nun liegt ja nahe, dass Probiotika zum Abnehmen geeignet sein könnten, wenn sie die ja die Darmflora beeinflussen und bei übergewichtigen Menschen vielleicht insofern positiv verändern, als dass sich das Ungleichgewicht der Bakterien ausgleicht. Erste Tierversuche mit Mäusen lieferten hier auch bereits vielversprechende Ergebnisse, siehe oben (2).

Leider aber sind die zahlreichen Studien mit menschlichen Probanden bislang sehr unzureichend und liefern keine fundierten wissenschaftlichen Ergebnisse dazu. 

Über 8000 Studien wurden dazu bislang ausgewertet, mit ganz unterschiedlichen Resultaten. Dabei kamen ganz unterschiedliche Probiotika-Stämme zum Einsatz. Keinem davon konnten signifikante Unterschiede nachgewiesen werden. 

Ein jüngstes Studienergebnis (5) konnte in einem zwölfwöchigen Versuch und bei der Verwendung des Bifidobacerium-Stammes gar keinen Bezug zwischen Körpergewicht und Einnahme von Probiotika bzw. Placebos nachweisen. Allerdings reduzierte sich die Körperfettmasse der Probiotika einnehmenden Probanden um durchschnittlich 0,6 kg im Vergleich zu den Placebo einnehmenden Probanden. 

Zusammenfassend kann man also sagen: Der Zusammenhang von Probiotika und einer Gewichtsabnahme ist nicht fundiert wissenschaftlich belegt. Allerdings scheint es durchaus gewisse Auswirkungen zu geben. Die Studien dazu genügen jedoch nicht, um einen Abnehmerfolg genau beziffern zu können. 

Nicht alle Probiotika sind gleich: Die richtige Art macht den Unterschied

In den Studien zeigte sich jedoch, dass unterschiedliche Probiotika-Bakterienstämme unterschiedliche Auswirkungen hatten. Während die Studie mit dem Bifidobacerium-Stamm kaum Ergebnisse vorweisen konnten, klingen andere Studien durchaus vielversprechender. 

Welche Probiotika zum Abnehmen geeignet sind, dazu möchten wir trotzdem keine Empfehlung aussprechen. Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen dazu, welche Bakterien zum Abnehmen geeignet sind, aber eben (noch) keine klaren wissenschaftlichen Rückschlüsse darauf. 

Kann Lactobacillus Gasseri beim Abnehmen helfen?

So war in einigen Studien die Wirkung der Lactobacillus Gasseri signifikant. Hier konnten in einigen Human- und Tierversuchen eine präventive Wirkung in Bezug auf die Gewichtszunahme herausgefunden werden. 

210 übergewichtige Probanden nahmen dabei über zwölf Wochen Lactobacillus Gasseri zu sich. Gewicht, BMI und Fettanteil im Körper reduzierten sich bei allen Beteiligten. Das Bauchfett sogar durchschnittlich um 8,5 Prozent

Lactobacillus rhamnosus: Dein Begleiter für die Gewichtsabnahme?

Auch in einer Studie zum Lactobacillus Rhamnosus ließ sich ein Effekt aufs Abnehmen nachweisen. (7) Auch hier wurden Probanden über einen Zeitraum von zwölf Wochen getestet. Eine Gruppe erhielt dabei zusätzlich zu einer kalorienreduzierten Ernährung ein Probiotikum mit dem besagten Bakterium. 

Diese Probanden verloren in dem Zeitraum über 50 Prozent mehr Gewicht als die Vergleichsgruppe, die Placebos erhielt. Allerdings ließ sich der Erfolg nur bei Frauen, nicht bei Männern nachweisen. 

Das lässt die Schlussfolgerung zu, dass das Bakterium bei Frauen im Rahmen einer niedrigkalorischen Diät positive Effekte haben kann. 

Gewichtszunahme durch Lactobacillus acidophilus?

Eine weitere Studie führte hingegen zu ganz anderen Ergebnissen: Hier stellte sich eine Gewichtszunahme durch Probiotika heraus. Probanden erhielten das Bakterium Lactobacillus Acidophilus über einen vergleichenbaren Zeitraum wie oben. (8). Die Studienergebnisse ergaben, dass die Einnahme von Lactobacillus Acidophilus bei den meisten zu einer Gewichtszunahme, und bei niemandem zu einem niedrigeren BMI oder weniger Körperfett führte. 

Probiotische Lebensmittel im Überblick

Probiotika kommen ganz natürlich in einigen Lebensmitteln vor. Sie müssen also nicht, wie von der Werbung teils propagiert, extra zugesetzt werden. Nahrungsmittel mit einem hohen natürlich Anteil an Probiotika sind:

  • Naturtrüber Apfelessig 
  • Naturjoghurt
  • Dickmilch
  • Buttermilch
  • Ayran
  • Kefir
  • Sky.
  • Sauerkraut (milchsauer vergoren)

Fazit

Auch wenn sich in einigen Studien positive Auswirkungen von Probiotika bei der Gewichtsabnahme herausstellen lassen konnten, sind Probiotika kein Wundermittel für eine schlanke Figur. Offenbar haben sie aber einen bestimmten Einfluss auf unseren Abnehmerfolg

Wie genau der zu erklären ist, dazu gibt es bislang jedoch keine fundierten Ergebnisse. Und auch nicht dazu, ob diese Ergebnisse auf wirklich jeden Menschen gleich zutreffen. 

Wir würden uns von Probiotika daher lieber nicht zu viel versprechen. 

Quellen:

(1) - https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/html/10.1055/s-0035-1558534

(2) - https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17183312/ 

(3) - https://www.ffhdj.com/index.php/ffhd/article/view/2 

(4) - https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26466123/ 

(5) - Minami J et al. Effects of Bifidobacterium breve B-3 on body fat reductions in pre-obese adults: a randomized, double-blind, placebo-controlled trial. Biosci Microbiota Food Health 2018;37(3):67-75

(6) - https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23614897/ 

(7) - https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24299712/

(8) - https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0882401012001106

FAQ zu Probiotika zum Abnehmen

Wann helfen Probiotika beim Abnehmen?

Egal ob man an den Erfolg von Probiotika glaubt - sie alleine sind ganz bestimmt nicht der entscheidende Faktor für einen Abnehmerfolg. Denn der wird sich langfristig nur durch ein Kaloriendefizit und durch einen gesunden Lebenswandel mit frischen, ausgewogenen Lebensmitteln, viel Bewegung etc. einstellen. 

Wie lange dauert es bis Probiotika wirken?

In der Regel bemerkt man nach rund zwei Wochen etwas. 

Welche Nebenwirkungen haben Probiotika?

Probiotika bringen die Darmflora zunächst gehörig durcheinander. Das kann (zunächst) zu Nebenwirkungen wie Blähungen, Durchfall oder Verstopfungen führen.