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Zum Frühstück ein paar Eier und Würstchen, mittags ein bisschen Hähnchen und - wer denn mag - Innereien und abends ein ordentliches Steak. Was sich ein bisschen nach der Ernährung mancher Zootiere anhört, ist in Wahrheit der Speiseplan vieler Menschen, die, die sogenannte Carnivore Diät mitmachen, eine Ernährungsform, bei der ausschließlich tierische Produkte auf dem Plan stehen. Aber was ist dran an diesem Ansatz - und ist das wirklich gesund?

Kurz und Knapp

  • Ernährung: Nur Fleisch, Fisch, Eier & Innereien – kein Obst/Gemüse
  • Evidenz: Anekdotische Vorteile: Gewichtsverlust & stabile Energie
  • Wissenschaft: Wenig Studien, hohe Mangel- & Herz-Kreislauf-Risiken
  • Herkunft: Social-Media-Hype: #carnivorediet, Lifestyle-Statement
  • Empfehlung: Besser ausgewogen essen statt extremer Einseitigkeit

Was ist die Carnivore Diät & kann ich damit wirklich abnehmen?

Die Carnivore Diät (engl. Carnivore Diet) ist eine Ernährungsform, bei der ausschließlich tierische Produkte konsumiert werden: Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte – das war's. Kein Obst, kein Gemüse, kein Brot, kein Salz, keine Pflanzen.

Die Grundlage dieser Diät: Der Mensch sei von Natur aus ein Fleischesser.

Diese Sichtweise stützt sich auf einzelne historische Interpretationen, ist aber wissenschaftlich stark umstritten.

Hier gilt wie bei vielen anderen Ernährungsformen und Trends auch: Es gibt nicht den einen Ansatz, sondern viele verschiedene, die sich in einem Rahmen bewegen, mancher isst hierbei ausschließlich Fleisch und verzichtet auf Fisch o.Ä. und wieder andere fokussieren sich auf Fleisch und essen weiterhin Obst und Gemüse.

Was verspricht die Carnivore Diät?

Die Carnivore Diät ist gerade in den letzten Monaten sehr stark in den sozialen Medien präsent geworden, eigentlich nur als Form der ketogenen Diät.

Wenn Du wissen willst, was es mit der ketogenen Diät auf sich hat, lies gerne diesen Blog: Keto-Diät einfach erklärt.

Keto Diät erklärt » Der ultimative Leitfaden für Anfänger

Doch mittlerweile ist ein kleiner Hype um die Carnivore Diät entstanden, und so berichten zahlreiche Menschen über die sozialen Medien von unglaublichen Erfolgen, die sie mit dieser Ernährungsform erreicht haben, hauptsächlich wirst Du dabei wahrscheinlich von folgenden hören:

Gewichts­abnahme, besonders bei Übergewicht

Viele berichten, dass sich durch den radikalen Verzicht auf Kohlenhydrate die Waage deutlich nach unten bewegt.

Ein Teil dieses Effekts kommt daher, dass der Körper bei weniger Kohlenhydraten zunächst Glykogenspeicher abbaut – und damit viel Wasser verliert.

Langfristig kann ein höherer Protein­anteil den Stoffwechsel ankurbeln und beim Fettabbau helfen, sofern die Gesamt­kalorienbilanz stimmt.

Weniger Heißhunger und stabiler Blutzucker

Ohne Getreide, Reis oder Nudeln fehlen die klassischen Blutzucker­spitzen.

In der Theorie sorgt das dafür, dass Dein Insulinspiegel gleichmäßiger bleibt und Du seltener Heißhunger­attacken bekommst – ein bekanntes Prinzip aus der Low-Carb-Diät.

Mehr Energie und bessere Konzentration

Zahlreiche Carnivore-Fans schwören darauf, nach der anfänglichen „Keto-Grippe“ plötzlich mental klarer und leistungsfähiger zu sein.

Die (vermeidliche) Erklärung: Wenn Dein Körper konstant Ketone aus Fett als Energiequelle nutzt, soll es weniger Energie-„Hänger“ geben.

Ob das für jeden gilt, ist aber unklar.

Weniger Hautprobleme und Verdauungs­beschwerden

Einige verzichten bewusst auf Obst und Gemüse, weil sie glauben, sogenannte Antinährstoffe (z. B. Lektine) wären schuld an Blähungen oder Hautirritationen.

Wegfallen ballaststoffreicher Lebensmittel könne die Verdauung beruhigen – allerdings steigt dadurch auch das Risiko für Verstopfung.

Einfaches Format: Kein Kalorienzählen, keine komplexen Regeln

Du isst so viel Fleisch, Fisch, Eier oder Käse, bis Du satt bist.

Keine Punkte-Systeme, keine App, kein ständiges Wiegen.

Für viele eine enorme Erleichterung gegenüber klassischen Diäten.

Warum Du vorsichtig sein solltest

Alle diese Vorteile basieren vor allem auf Einzel­erfahrungen, Influencer-Stories (z. B. von Shawn Baker oder Andrea Siemoneit) und kleinen Selbst­versuchen, aber nicht auf belastbaren Studien.

Weder Langzeit-Daten zu Herz-Kreislauf-Risiken noch groß angelegte Untersuchungen zur nachhaltigen Gewichtsabnahme gibt es bislang.

Außerdem birgt die Carnivore Diät nicht zu vernachlässigende Risiken:

  • LDL-Cholesterin steigt mit hohem Fleischkonsum oft an – ein klarer Faktor für kardiovaskuläre Erkrankungen.
  • Vitamin C, Ballaststoffe, Folsäure und viele sekundäre Pflanzen­stoffe fehlen nahezu komplett.
  • Einseitige Ernährungs­formen können vorübergehend positive Effekte haben, langfristig aber Mangel­erkrankungen begünstigen.
Meine Erfahrung: Mutti hat Dir nicht umsonst immer gesagt, dass Du Dein Gemüse essen sollst. Obst und Gemüse bilden die Basis einer gesunden und ausgewogenen Ernährung, diese einfach wegzulassen ist daher nicht unbedingt die beste Idee und kann schnell zu unangehnemen Mängeln führen.

Warum Du eine Mangelernährung und den damit zusammenhängenden Nährstoffmangel vermeiden solltest, das erfährst Du hier: Warnsignale bei Nährstoffmangel erkennen.

Halb gesunder, halb erschöpfter Körper mit Vitaminen & Nährstoffen – Symbolbild für Nährstoffmangel erkennen & beheben mit Jan Bahmann.

Warum folgen Menschen diesem Trend?

Die Carnivoren Diät ist für viele mehr als eine Ernährung.

Sie ist ein Statement, ein Lebensstil – oder sogar eine Rebellion gegen klassische Ernährungsformen.

Vor allem auf Social Media (z. B. TikTok) wird Fleischkonsum mit "Stärke", Disziplin und Männlichkeit verknüpft.

Befürworter der Diät wie Shawn Baker oder Paul Saladino posten täglich ihre Steaks, Eier und Rohmilch.

Das kommt an: Der Hashtag #carnivorediet hat Millionen Aufrufe.

Auch in Deutschland teilen Menschen ihre Erfahrungen – zum Teil mit beeindruckenden Vorher-Nachher-Ergebnissen.

Warum Du diesem Trend nicht folgen solltest

Neben der Gefahr von Mangelernährung, die wahrscheinlich die größte Gefahr ist, bestehen bei dieser Ernährung noch andere Risiken:

  • Du entscheidest selbst über Deinen Körper, lass Dir daher keine experimentellen Ernährungsformen unterjubeln und überlege vorher, als Team mit Deinem Körper, welche Ernährung für Dich die richtige ist
  • Die Langzeitfolgen sind gänzlich unbekannt, selbst wenn es Dir in den ersten Tagen und Wochen gut geht, kann es passieren, dass Du nach Monaten oder sogar erst nach Jahren Symptome von Mängeln erleidest
  • Ob Du Fleisch isst, ist Dir natürlich selbst überlassen. Du solltest aber bedenken, dass der ökologische Aufwand für Fleisch oft sehr hoch ist, und diese Ernährung daher auch Deiner Umwelt schadet
  • Die Berichte auf Social Media sind immer selektiv und subjektiv. Es kann also schnell passieren, dass Du eine verzehrte Wahrnehmung bekommst, wenn nur gute Ergebnisse geteilt werden. Das heißt nämlich nicht, dass es keine schlechten Ergebnisse gibt, sondern nur, dass Du sie nicht siehst

Was sagt die Wissenschaft zur Carnivore-Diät?

Die Wissenschaft hat zu der Carnivoren Diät noch keine Erkenntnisse, zwar gibt es eine dünne Lage zu Diäten wie der Low-Carb-Diät oder der ketogenen Ernährung, aber auch diese sind weder vollumfänglich noch liefern sie Kenntnisse zur Carnivoren Diät.

  • Wenig belastbare Studien
    Zu Low-Carb-Diäten gibt es solide Daten – zur extremen Carnivore-Diät (nur Fleisch, Eier, Milchprodukte, kein Obst und Gemüse) hingegen praktisch keine Langzeit-Studien.
    Die meisten Erkenntnisse basieren auf Einzelfällen und Anekdoten.
  • Fehlende Pflanzenstoffe & Ballaststoffe
    Obst und Gemüse liefern sekundäre Pflanzenstoffe, Ballaststoffe und Vitamine (z. B. Vitamin C), die wichtig sind für Dein Immunsystem und den Säure-Basen-Haushalt.
    Ohne sie drohen Verdauungsprobleme und Mikronährstoffmängel.
  • Mikronährstoff-Risiken
    Bei einseitiger Ernährung können Mängel an Vitamin C, Ballaststoffen, Magnesium oder Folsäure auftreten.
    Auch Vitamin B12 kann fehlen, wenn Du nicht regelmäßig Innereien isst.
  • Herz-Kreislauf-Risiken
    Zu viel rotes Fleisch und gesättigte Fette treiben das LDL-Cholesterin hoch.
    Ein erhöhter LDL-Spiegel steigert nachweislich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall).
  • Darmflora & Verdauung
    Ballaststoffe nähren Deine Darmbakterien. Ohne sie kann sich die Zusammensetzung der Darmflora verschlechtern – mit Folgen wie Verstopfung oder erhöhtem Risiko für Entzündungen.
  • Warnungen von Ernährungsexperten
    • Kurzfristig mag es Vorteile geben (Gewichtsabnahme, weniger Blutzuckerschwankungen),
    • langfristig sind die möglichen Folgen (Mangelernährung, Herz-Kreislauf-Risiken, gestörte Darmgesundheit) zu gravierend, um die Diät pauschal zu empfehlen.

Mythos: „Fleisch ist natürlich, also gesund“

Die Argumentation, dass früher Menschen auch nur Fleisch gegessen hätten, ist nur ein Bruchteil der Geschichte

Selbst Jäger-und-Sammler-Gesellschaften aßen Beeren, Wurzeln und Pflanzen, wenn sie verfügbar waren.

Unsere heutigen Produkte stammen zudem oft aus Massentierhaltung, enthalten Salz, Hormone oder Rückstände – sie haben wenig mit dem zu tun, was in der Natur vorkam, natürlich kann hier also kein Argument sein.

Ist die Carnivore Diät beim Abnehmen sinnvoll?

Nein. Beim Abnehmen geht es vor allem um eins: Nachhaltigkeit.

Fleischessen per se, ist fürs Abnehmen vollkommen geeignet, aber, ein Verzicht auf Obst, Gemüse und weitere potenziell gesunde Stoffe ist keine gute Idee, da diese die Basis für eine ausgewogene Ernährung sind und somit nicht einfach weggelassen werden können.

Außerdem bringt Dir Abnehmen relativ wenig, wenn Du denn Rest Deiner Gesundheit gefährdest, indem Du Dich mit Deiner Ernährungsweise selbst gefährdest

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FAQ

Was kann ich bei einer Carnivore-Diät essen?

Zunächst einmal: Alles, was tierisch ist. Dein Speiseplan besteht vor allem aus:

  • Fleisch (Rind, Schwein, Wild…)
  • Fisch & Meeresfrüchte
  • Eier
  • Innereien (Leber, Herz – super Mikronährstoff-Booster)
  • Milchprodukte (Butter, Sahne, je nach Version auch Käse und Joghurt)
  • Wasser, schwarzer Kaffee oder Tee (ohne Zucker)

Obst und Gemüse, Nüsse, Samen oder pflanzliche Öle sind tabu. Dein Fokus liegt auf Proteinen, Fetten und wenigen Mikronährstoffen aus tierischen Quellen.

Gesund sieht anders aus

Ist eine Carnivore-Ernährung gesund?

  • Kurzfristig:
    Berichten viele von Gewichtsabnahme, stabilen Blutzuckerwerten und mehr Energie – Effekte, die man bei Low-Carb-Diäten kennt.
  • Langfristig:
    Fehlen jedoch Ballaststoffe, sekundäre Pflanzenstoffe (aus Obst und Gemüse) und wichtige Vitamine (z. B. Vitamin C).
    Studien zur Carnivore-Diät gibt es kaum – Ernährungsexperten warnen vor Mikronährstoffmängeln und erhöhtem LDL-Cholesterin, das das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigert.

Wie viel Fleisch pro Tag braucht ein Carnivore?

Typische Angaben aus der Community liegen zwischen 500 g und 1 kg Fleisch täglich.

Zum Vergleich: Die DGE empfiehlt maximal 300 g Fleisch pro Woche

Was ist besser: Keto- oder Carnivore-Diät?

  • Keto-Diät
    • Verzicht auf Kohlenhydrate, aber noch gemäßigt pflanzliche Lebensmittel (Gemüse, Nüsse).
    • Studienlage: Gute Daten zu Gewichtsverlust, Insulinsensitivität und Herz-Kreislauf-Risiken.
  • Carnivore-Diät
    • Keine pflanzlichen Lebensmittel.
    • Wenig Forschung, dafür mehr Risiken durch extreme Einschränkungen.

Eine Keto-Diät kannst Du meist bedenkenlos durchführen und sie kann Dir, wenn Du es gut machst auch bei gesundheitlichen Problemen helfen.

Ist Käse bei der Carnivore-Diät erlaubt?

Je nach Variante:

  • Strikte Carnivore: Nur Fleisch, Fisch, Eier, Wasser.
  • Modifizierte Versionen: Erlauben Butter, Sahne und Käse (guter Lieferant von Fett und Calcium).
Wichtig: Kontrolle Deinen Laktose– und Casein–Konsum, damit keine Verdauungsprobleme oder Entzündungen auftreten.

Ist vegane oder carnivore Ernährung billiger?

Preise im Vergleich:

  • Vegan: Hülsenfrüchte, Getreide, Gemüse und Obst sind oft preiswert, aber Bio-Spezialitäten oder Proteinpulver können teuer werden.
  • Carnivore: Qualität (Weidefleisch, Fisch, Innereien) ist teuer, günstiges Fleisch für hohe Mengen kann zwar günstig sein, kommt aber oft mit Qualitäts- und Umweltkosten.
Tendenz: Eine ausgewogene Mischkost („omnivor“) aus pflanzlichen Basis-Lebensmitteln und moderatem Fleisch-Konsum ist meistens die günstigste und nachhaltigste Wahl.