Hungerstoffwechsel erklärt: Was passiert in deinem Körper?

INHALTSVERZEICHNIS:

Auch wenn wir uns sicher alle bereits mehr oder weniger ausführlich mit dem Thema Abnehmen beschäftigt haben, dürften viele von uns noch nie etwas vom sogenannten Hungerstoffwechsel gehört haben. Gerade die Vermarkter von Trend- bzw. Crash-Diäten verschweigen das Thema wohlwissend. Dabei verändert sich unser Stoffwechsel bei Hunger. Wie und vor allem welche Auswirkungen das hat, darüber sollte man sich im Klaren sein.

Was ist der Hungerstoffwechsel? 

Auf den sogenannten Hungerstoffwechsel schaltet unser Körper immer dann um, wenn er mit einem Nahrungsmangel konfrontiert ist. Reduzieren wir die Nahrungsaufnahme also radikal oder fasten gänzlich, wird unser Körper versuchen, sich an diese Situation anzupassen. 

Der Körper wird versuchen, zu überleben, indem er möglichst wenig Energie verbraucht. Das Ganze hat Evolutionäre Gründe - schließlich hing das Überleben unserer Vorfahren mitunter davon ab, auch Zeiten von Nahrungsmangel bestmöglich zu überstehen. 

So umfasst der Hungerstoffwechsel mehrere körperliche Reaktionen. Zunächst einmal beginnt er mit dem Abbau eigener Reserven, um genügend Energie zu haben, die lebensnotwendigen Körperfunktionen aufrechtzuerhalten. Man nennt diese katabole Stoffwechsellage - also eine, die die eigenen Körpervorräte angreift. 

Nach rund acht bis zehn Tagen verlangsamt sich der Stoffwechsel und sorgt so dafür, dass auch Grundumsatz und Energiebedarf sinken

Der Körper schaltet quasi in eine Art Sparmodus. 

Nach und nach werden zunächst die körpereigenen Energievorräte aufgebraucht - zunächst die Kohlenhydratspeicher, dann die Fette und zuletzt auch die Proteine, was einen Abbau von Muskulatur bedeutet. 

Übrigens passt sich in der Zeit auch unser Gehirn an. Da es normalerweise seine Energie vorwiegend Glukose zur Funktion der Neurone verwendet, muss auch es einen Weg finden, mit weniger Energieverbrauch seine Grundfunktionen aufrecht zu erhalten. 

Hungerstoffwechsel: Anzeichen & Symptome, auf die Du achten solltest

Mit dem Hungerstoffwechsel könntest Du im Rahmen einer Crash-Diät oder Nulldiät bzw. Fastenkur Bekanntschaft machen - oder aber, was für uns glücklicherweise unrealistisch ist, wenn es zu einer Hungersnot kommt. 

Es gibt Symptome, an denen Du erkennen kannst, dass Dein Körper sich im Hungerstoffwechsel befindet. Da der Körper dabei seine gesamten Funktionen auf ein Minimum herunterfährt, hat der Hungerstoffwechsel auch Auswirkungen auf Deine Denkleistung, sowie auf Deine Organe.

  • Du fühlst Dich energielos und kraftlos.
  • Du bist ständig müde.
  • Deine körperliche Kraft ist deutlich schlechter als gewohnt.
  • Du leidest unter Stimmungsschwankungen bis hin zu depressiven Verstimmungen.
  • Deine Haut wird trocken und spröde.
  • Es kann zu Haarausfall kommen.
  • Deine Periode wird unregelmäßig oder bleibt sogar ganz aus.

Was passiert beim Stoffwechsel? Einblicke in den Prozess

Was aber genau passiert beim Stoffwechsel bzw. beim Wechsel in den Hungerstoffwechsel? Schauen wir uns die einzelnen Phasen einmal detaillierter an: 

Zu Beginn einer Hungerphase zapft der Körper seine Glykogenvorräte an. Sie sind in Leber und im Muskel gespeichert. Daraus setzt er Glukose frei und nutzt diese als Energiequelle. Nach spätestens drei Tagen sind diese Glykogenspeicher jedoch aufgebraucht. Der Körper benötigt nun also eine andere Quelle, aus der er Energie gewinnen kann. Er findet diese im Depotfett, das in unserem Fettgewebe enthalten ist.

Wer nun denkt, der Abbau von Depotfett wäre im Zusammenhang mit dem Hungern oder Fasten etwas Positives, irrt jedoch. Der beschleunigte Abbau von Fettsäuren führt nämlich zu einer gesteigerten Ketonkörperproduktion in der Leber, sowie deren Übertritt ins Blut. Diese Ketonkörper bieten dem Körper eine wichtige Energiequelle, die insbesondere auch das Nervensystem in der Lage ist aufrechtzuerhalten. 

Allerdings birgt die hohe Ketonkörperproduktion eine gesundheitliche Gefahr für uns. Werden die nämlich in einer Menge produziert, in der sie die Säureausscheidungskapazitäten der Niere überschreiten, kann es zu einer metabolischen Ketoazidose kommen. Dabei handelt es sich um eine Stoffwechselübersäuerung ähnlich wie bei einer schweren Form von Diabetes mellitus. 

Reicht die Energiegewinnung aus den Fettdepots nicht mehr aus, muss der Organismus körpereigenes Eiweiß dazu nutzen. Dazu stellt er Glukose aus bestimmten im Körper vorkommenden Aminosäuren her. Als Folge wird Muskelmasse abgebaut. Um das so wenig wie möglich tun zu müssen, wird der Proteinstoffwechsel an der Stelle auf ein Minimum reduziert. 

Während des Hungers kann der Organismus auch körpereigenes Eiweiß zur Energiegewinnung heranziehen, indem er aus bestimmten Aminosäuren Glukose herstellt. 
Um den Eiweißverlust jedoch so gering wie möglich zu halten, wird der Proteinstoffwechsel auf ein Minimum reduziert. Dennoch haben Hunger oder Fasten immer sowohl einen Fett- als auch einen Protein- und damit einen Muskelabbau zur Folge. Wir fühlen uns 

  • schlapp, 
  • kraftlos 
  • und antrieblos. 

Dauert die Hungerphase noch länger an, kann sie in einer Hungeratrophie enden. Hierbei verliert der Körper deutlich an Substanz, baut Drüsen- und Muskelgewebe in 

  • Haut, 
  • Nieren, 
  • Lunge 
  • und Knochen ab. 
Aus einem anfänglichen Kräfteverfall entwickelt sich eine Apathie. 


Auswirkungen von langanhaltendem Hunger: Ein Überblick über die Folgen

Die obige Beschreibung deutet bereits an, welche Folgen langanhaltender Hunger haben kann. Fühlt man sich zunächst „nur“ antriebslos, schwinden nach und nach Konzentration und Körperkraft. Unsere Arbeitsleistung fährt herunter, unsere geistige Leistung baut ebenfalls rapide ab. 

Im weiteren Verlauf sinkt die Tätigkeit der Körperorgane. So arbeiten auch Nieren und Leber verlangsamter. Als Folge dessen sinkt der Stoffwechsel weiter ab. So können beispielsweise auch Giftstoffe weniger gut ausgeschieden werden und Aminosäuren weniger schnell verstoffwechselt werden. Ab dem Zeitpunkt beginnt eine regelrechte Abwärtsspirale. 

Die einzelnen körperlichen bzw. organischen Folgen befeuern sich nun gegenseitig, bis es irgendwann zum multiplen Organversagen kommt, bis hin zum Tod.


Doch auch wenn wir irgendwann wieder normal essen, kann es sein, dass ein längeres Hungern Spuren hinterlässt. So sinkt der Grundumsatz. Wir brauchen dauerhaft weniger Kalorien und nehmen sofort zu, sobald wir wieder essen wie zuvor (Jojo-Effekt). Es können zudem 

  • Störungen in unserem Insulinhaushalt bleiben, 
  • Schädigungen an den Organen oder Gelenken. So kann ein Hungerstoffwechsel beispielsweise Gicht hervorrufen. 

Wie werden Kohlenhydrate abgebaut?

Die Verarbeitung von Kohlenhydraten startet bereits mit dem Essen. Während dem Kauen werden diese noch im Mund zu Einfach- und Mehrfachzucker gespalten. Im Dünndarm spaltet unser Körper die Kohlenhydrate schließlich gänzlich in Einfachzucker und nimmt sie anschließend ins Blut auf. Dort dienen sie in Form vom Glukose als Energielieferanten. Die Menge an im Blut befindender Glukose drückt sich über den Blutzuckerspiegel aus. 

Bekommt der Körper nicht genügend Kohlenhydrate über die Nahrung, dann bedient er sich aus den körpereigenen Glykogenvorräten in Leber und Muskeln. 

So funktioniert der Abbau von Proteinen

Proteine werden im Magen-Darm-Trakt oder in den Zellen in Form von Hydrolyse abgebaut. Im Magen-Darm-Trakt werden die Proteine durch sogenannte Proteasen, also Enzyme, die Proteine aufspalten können, in kleine Bestandteile bis hin zu Aminosäuren zerlegt. In der Form gelangen sie schließlich durch Resorption über die Darmwand ins Blut und von dort aus in alle Zellen unseres Körpers. 

Erhält der Körper die benötigten Proteine nicht über die Nahrung, bezieht er sie aus dem Muskeleiweiß. Er baut dazu Muskelmasse ab. 

Abbau der Lipide im Körper: Was passiert wirklich?

Fette werden durch die Magentätigkeit emulgiert und im Magen-Darm-Trakt weiter zerlegt. Der Gallensaft schließlich bildet kleinste Fetttröpfchen, die zur Energieversorgung in den Körper gelangen und insbesondere für 

  • Herz, 
  • Muskeln 
  • und Nieren benötigt werden. 

Reicht das über die Nahrung aufgenommene Fett dafür nicht aus, greift der Körper eigene Fettdepots dafür an. Muss er das in größerem Ausmaß über längere Zeit tun, dann kommt es zu einer vermehrten Ketonkörperproduktion in der Leber. Es kommt zu einer Stoffwechselübersäuerung und unsere Nieren überlasten.  

Kann man im Hungerstoffwechsel abnehmen?

Natürlich verliert man im Hungerstoffwechsel Gewicht. Bei dem Gewichtsverlust handelt es sich allerdings nicht um einen reinen Fettabbau, sondern mitunter um den Verlust von Wasser- und Muskelmasse. Da der Grundumsatz im Hungerstoffwechsel zudem sinkt, ist ein anschließender Jojo-Effekt außerdem vorprogrammiert. Der Gewichtsverlust dürfte daher ziemlich rasch wieder zunichte sein. 

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Wer effektiv, gesund und nachhaltig abnehmen möchte, sollte es langsam und durchdacht angehen. Die Unterstützung eines Ernährungsexperten ist dabei essenziell. Er wird gemeinsam mit Dir einen entsprechenden Ernährungsplan erstellen, mit dem es Dir gelingt, abzunehmen, ohne dabei hungern zu müssen, und vor allem, dabei vorwiegend Fettmasse abzubauen. 

Fazit

Wer versteht, was im Körper passiert, wenn dieser auf Hungerstoffwechsel umschaltet, wird merken, was er ihm damit antut und welche gesundheitlichen Risiken er unter Umständen mit sich bringt. Ganz unabhängig vom Jojo-Effekt danach sind Nulldiäten für den Körper eine enorme Belastung und für unsere Gesundheit schädlich. 

FAQ zu Hungerstoffwechsel

Wie kommt man aus dem Hungerstoffwechsel wieder raus?

Regelmäßige Bewegung, Spaziergänge, Nordic Walking oder Schwimmen, kurbelt den Stoffwechsel wieder an. Wichtig ist dabei die Regelmäßigkeit der Bewegungseinheiten. Noch idealer ist es, dazu etwas für den Muskelaufbau zu tun, denn Muskelmasse erhöht unseren Grundumsatz und sorgt dafür, dass der Körper wieder mehr Energie benötigt und verwerten kann. 

Wie beeinflusst langfristiges Fasten den Hungerstoffwechsel?

Beim Fasten stellt der Körper nach einer gewissen Zeit auf Hungerstoffwechsel um - er begibt sich sozusagen in den Stand By-Modus. Viele sprechen im Zusammenhang von Fastenkuren auch vom Fastenstoffwechsel - letztendlich ist und bleibt die körperliche Reaktion hinter dem Ausdruck aber die gleiche: Der Körper schraubt auf Minimalbetrieb herunter.